Beschreibung
"In Kitzbühel ist das ganze Jahr lang nur Auftrieb", meint der Bauer Josef Gruber. Ein wenig "ver-rückt" ist die Welt in der 9.000-Seelen-Gemeinde schon: Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte hat sich Kitzbühel vom Dorf zu einer der teuersten Städte in ganz Österreich entwickelt. Kitzbühel ist ein Mekka für prominente Urlauber und Pauschaltouristen. Es gibt allein im Winter dort 600.000 Übernachtungen bei knapp 10.000 Hotelbetten. In den Straßen und Gassen der herausgeputzten Altstadt reihen sich exklusive Modeläden, noble Restaurants und Hotels aneinander. Kitzbühel, von seinen VIPs kurz "Kitz" genannt, gilt als mondän und als ein wenig verrucht. Gunter Sachs war da, ebenso wie Romy Schneider oder Arnold Schwarzenegger. Heute sind es Prominente wie Franz Beckenbauer oder Uschi Glas. Milliardenschwere Russen lassen dort die Fünf-Sterne-Hotels hochziehen. Bürgermeister Klaus Wnkler versucht, zwischen den Bedürfnissen der auf Events "programmierten" Urlauber und denen der verbliebenen Einheimischen zu vermitteln: Er streitet für bezahlbare Wohnungen und fürs traditionelle Image der Stadt. Kupferabbau und der Handel hatten den Ort bereits im Mittelalter wohlhabend gemacht. Die Natur zwischen dem Kitzbüheler Horn, der Bichlalm, dem Hahnenkamm und dem Schwarzsee mit einem Panoramablick auf das Kaisergebirge hat ihren Charme bewahrt. Das ist auch ein Grund, weshalb Originale wie Hermann Pichler ihrem Dorf die Treue halten. Mitten in der glitzernden Altstadt führt er das "Huber-Bräu", eine alteingesessene Schänke mit Tiroler Kost zu bürgerlichen Preisen. Pepi Eberharter macht selbst als Pensionär noch aus bester Milch aromatischen Bergkäse, Fini Sulzenbacher, die erste grüne Gemeinderätin Kitzbühels, kämpft jetzt für Jugendklubs, und der frühere Knecht und Bauer Lois Vötter hat noch im hohen Alter Fahrrad- und Skifahren gelernt. Selbst der weltgewandte Abenteurer Horst Ebersberg, der viele Jahre in Hollywood als Schauspieler und Schriftsteller gearbeitet hat, kehrte wieder in seine Heimatstadt zurück. Tiroler gelten als bodenständig und stur, die alten Kitzbüheler zudem als ein wenig wehmütig. Die "goldenen Jahre" nach dem Zweiten Weltkrieg, als einheimische Burschen des "Ski-Wunderteams" um den legendären Toni Sailer Sporttrophäen einsammelten, sind vorbei. "Zu reich, zu satt sind die Jungen heutzutage hier", bemerkt Schlagerstar Hansi Hinterseer.