Beschreibung
Der später als Spielfilmregisseur sehr berühmt und erfolgreich gewordene Percy Adlon arbeitete davor viele Jahre als Autor für den Bayerischen Rundfunk wie z. B. für die Sendereihe "Mein Dorf", die er von 1971 als Autor aus der Taufe hob und bis 1976 als solcher betreute. In dieser Folge begibt er sich nach Rudertshausen, einem kleinen Dorf mit rund 20 Höfen in der Holledau. Damals gehörte Rudertshausen noch zum Kreis Mainburg, heute ist es ein Ortsteil von Au in der Hallertau und gehört somit zum Landkreis Freising. Herausgekommen ist schon auch eine Beschreibung eines typischen Bauernhofs in diesem Dorf, aber eigentlich ist Adlon unter der Hand ein intensives Porträt dieser selbstbewussten und gar nicht maulfaulen Bäuerin und Mutter von fünf Kindern gelungen. Sie geht völlig auf in ihrer Rolle als Dienerin der Familie, ohne dabei auch nur eine Spur unterwürfig zu wirken: Sie weiß schon, was sie tut. Bei der Beschreibung ihres Hauses sagt sie, als Adlon auf den Balkon deutet: "Ja, mei, der Balkon. Der ist halt auch da oben. Aber zum Hinaussitzen haben wir keine Zeit." Und dann wird Adlon richtig frech. Er meint, so viele Kinder wie früher gäbe es heute nicht mehr auf den Bauernhöfen. Was die Bäuerin bestätigt. Woraufhin Adlon sagt: "Ja, was macht Ihr denn dagegen? Ihr seid doch katholisch." Sie lacht verlegen und meint mit Recht, dass das jetzt aber schon eine arge Frage sei. Was sie ihm darauf antwortet, ist von großer Liebenswürdigkeit und Ehrlichkeit und es wird deutlich, dass ihre beiden Töchter auf diese Frage eines Tages noch ganz anders antworten werden. Darüber hinaus dieses Porträt vor allem auch wegen des unverfälschten Dialekts, den die Protagonisten sprechen, interessant. Einem Liebhaber dieser Sprache wird dabei das Herz aufgehen.