Beschreibung
Die neue Folge der "Schicksalstage Österreichs" thematisiert die erste Bombenwelle 1993. Ein Jahr, das mit dem Lichtermeer hoffnungsvoll für Österreich begann, jedoch durch eine neue Form des Terrors nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Unter der Regie von Judith Doppler zeichnet der Film chronologisch die Ereignisse zwischen dem 3. und 6. Dezember nach und beleuchtet mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen die ersten Reaktionen, sowie den emotionalen Zustand in diesen Tagen der Unsicherheit und Angst. Innerhalb von vier Tagen explodierten fünf Briefbomben in den Händen der Empfängerinnen und Empfänger, während weitere fünf abgefangen werden konnten. Die Zielgruppe der Anschläge ist schnell identifiziert: Sie gehört entweder einer ethnischen Minderheit an oder unterstützt diese. Die Stimmung im Jahr 1993 ist aufgeheizt. Nicht zuletzt aufgrund des erfolgreichen Aufstiegs des Rechtspopulismus, angeführt von Jörg Haider. Seine wiederkehrenden "Tabubrüche" haben längst die Mitte der Gesellschaft erreicht und rechte Ideologien haben sich normalisiert. Es ist genau dieses Klima, das den idealen Nährboden für die Anschläge geschaffen hat - ein Punkt, über den sich Historikerinnen und Historiker einig sind. Während in der österreichischen Gesellschaft die Angst umgeht und das vielleicht prominenteste Opfer Helmut Zilk am dritten Tag wegen lebensgefährlicher Verletzungen notoperiert werden muss, zeigen sich Politik und Exekutive ratlos. Im Parlament kommt es zu gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Zivilgesellschaft organisiert Mahnwachen und die Stadt Wien sammelt Unterschriften gegen Gewalt und Terror. Über dreißig Jahre später fragt der Film: Was bleibt aus diesen ersten Tagen der Angst? Welche Nachwirkungen sind bis heute spürbar? Rechte Ideologien haben weiter an Verbreitung und Normalität gewonnen. Selbst die bizarren Ideen Franz Fuchs' rund um die Türkenbelagerung, die damals als schrullig abgetan wurden, sind heute fester Bestandteil der Mythen der "Identitären". Für Österreich markiert diese eine Woche das Ende der Unbeschwertheit im Umgang mit Briefen und Paketen und den Beginn einer Sicherheitsentwicklung, die bis heute fortwährend verstärkt wird.